Explorations

Future Paths of Phenomenology

1st OPHEN Summer Meeting

Repository | Book | Chapter

221518

Spinozistischer und Moderner Parallelismus

Gerardus Heymans

pp. 423-437

Abstract

Die Tatsache, dafs die Philosophen soviel mehr Sorgfalt und Zeit auf die Geschichte ihrer Wissenschaft zu verwenden pflegen, als anderswo der Fall ist, hat ihre Vor- und Nachteile. Der grosse Vorteil ist natürlich die allgemeine Erweiterung des Blickes, die nicht ausbleiben kann, wenn man die jetzt geltenden Meinungen in dem breiten Rahmen der Geschichte sieht und daher beurteilen kann, was darin als wesentlich und was als nebensächlich, was als wohlbegründeter Inhalt und was als mehr oder weniger zufällige, von Gewohnheit oder Mode abhängige Form betrachtet werden mufs. Demgegenüber steht dann zunächst die namentlich in der Philosophie keineswegs imaginäre Gefahr, dafs die Bekanntschaft mit soviel verschiedenen Auffassungen, die alle ihren Anhängern ebenso plausibel vorgekommen sind als uns die heutigen, eine skeptische Stimmung wecken kann, der schliesflich die Frage nach der Wahrheit einer Theorie weniger wichtig wird als die nach ihrer Ursprünglichkeit, dem an sie verwendeten Scharfsinn und ihrer innern Folgerichtigkeit. Aber noch eine andere Gefahr steht demgegenüber, auf die weniger oft als auf die vorige die Aufmerksamkeit gelenkt wurde: die Gefahr, dafs man die jetzigen Theorien unbewufst und unwillkürlich durch die Brille derjenigen aus der Vergangenheit sieht.

Publication details

Published in:

Heymans Gerardus (1927) Gesammelte Kleinere Schriften zur Philosophie und Psychologie I: Erkenntnistheorie und Metaphysik. Dordrecht, Springer.

Pages: 423-437

DOI: 10.1007/978-94-017-6194-9_13

Full citation:

Heymans Gerardus (1927) Spinozistischer und Moderner Parallelismus, In: Gesammelte Kleinere Schriften zur Philosophie und Psychologie I, Dordrecht, Springer, 423–437.