Explorations

Future Paths of Phenomenology

1st OPHEN Summer Meeting

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214216

Montaigne und die Antike

Paul Hensel

pp. 67-94

Abstract

In seiner berühmten Idolenlehre nennt Bacon an zweiter Stelle die idola theatri. Er vergleicht den menschlichen Geist mit einem naiven Zuschauer im Theater, der zu den auf der Bühne umherstolzierenden Schauspielern mit gläubiger Bewunderung aufschaut, sie für höhere Wesen hält und sich an ihren großen Worten und Gesten berauscht, während es doch auch nur Menschen wie wir sind mit all den Schwächen und Unzulänglichkeiten, die wir an uns selber zur Genüge kennen. Diese großen Masken sind die Alten. Sie sind die Idole unseres Geistes, und die unkritische Bewunderung derselben ist eins der Vorurteile, die der wahren Erkenntnis hinderlich im Wege stehen. Dies ist eine Polemik gegen die erste Zeit der Renaissance, die mit Bewunderung auf die großen Gestalten des Altertums sah, sich an ihrem Glanz entzückte und sie für maßgebend hielt für die Gestaltung des eigenen Lebens. Höchste Aufgabe war es, ihnen nahezukommen, sich ihnen zu assimilieren. Dies ist die erste wundervolle Epoche der Renaissance, ihr schönstes Beispiel Petrarca, der immer wieder auf die Alten hinweist, von ihrer Größe schwärmt.

Publication details

Published in:

Saxl Fritz (1928) Vorträge der Bibliothek Warburg: Vorträge 1925–1926. Wiesbaden, Vieweg+Teubner.

Pages: 67-94

DOI: 10.1007/978-3-663-15765-6_3

Full citation:

Hensel Paul (1928) „Montaigne und die Antike“, In: F. Saxl (Hrsg.), Vorträge der Bibliothek Warburg, Wiesbaden, Vieweg+Teubner, 67–94.