Seit sich aus der Auffassung der Ökonomie als der Wissenschaft von der besten Allokation gegebener Ressourcen, also vom Handeln nach dem ökonomischen — oder Rationalprinzip, eine immer weiter verfeinerte Lehre von der Kunst rationaler Entscheidungen entwickelt hat, beobachten wir auch eine zunehmende Anwendung der entsprechenden entscheidungstheoretischen Kalküle auf Policy-Probleme, und dies nicht nur in der Wirtschaftspolitik oder der Unternehmensführung, sondern in allen möglichen Bereichen der Lebensgestaltung und der angewandten Wissenschaften. Beispielsweise wird in den Erziehungswissenschaften die Bildung von Lernzielen, in der Forschungspolitik die Setzung von Prioritäten für Projekte oft entscheidungstheoretisch formuliert. In der Wissenschaft von der Politik scheint sich eine Policy-Lehre auf dieser Grundlage herauszubilden, welche eine Kunst der Gestaltung und Planung entwickeln möchte¹. Demgegenüber tritt die ursprüngliche Absicht ökonomischer und soziologischer Handlungslehren, wie sie durch Namen wie Vilfredo Pareto und Max Weber verkörpert werden, nämlich: Beschreibungskategorien und Erklärungen für soziales Handeln und soziale Prozesse zu liefern, stärker in den Hintergrund². Selbst wenn wir einmal von dieser Vernachlässigung der deskriptiven Intentionen absehen, so mußte schon die Ausuferung der normativ-entsdieidungslogischen Perspektive in vielfacher Weise zur Kritik Anlaß geben. Wir wollen versuchen, die Berechtigung dieser Kritik zu prüfen und einige durch sie aufgeworfene Probleme im Rahmen der normativen Handlungslehre einer Lösung näherzubringen. Es wird sich zeigen, daß es sich dabei vorwiegend um Fragen der relevanten Problemwahl bei Entscheidungen und um solche der Verarbeitung von Erfahrungen handelt. Zuvor aber sollen die Hauptrichtungen und Ansatzpunkte der Kritik wenigstens kurz angedeutet werden.