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Sind Lebensstile Politisierbar?
Zu den chancen einer "zivilen" Gesellschaft in Ost- und Ostmitteleuropa
pp. 335-350
Abstract
Die manifesten politischen Krisen kommunistischer Herrschaftssysteme in den Jahren 1953, 1956 und 1968 wie auch die neueren Reformbewegungen in sozialistischen Ländern einschließlich der Sowjetunion machen darauf aufmerksam, daß das stalinistische Modell der Industrialisierung eine Entwicklungsstrategie dargestellt hat, die entweder den sozioökonomischen Bedingungen und kulturellen Traditionen dieser Länder nicht angemessen war oder aber nur eine historisch beschränkte Möglichkeit gesellschaftlicher Modernisierung erlaubte. Solange in der Sowjetunion Reformen zum Stehen kamen und eine reformunwillige politische Führung sich veranlaßt sah, in anderen veränderungswilligen Ländern zu intervenieren, konnte die kritische Intelligenz Ostmitteleuropas — insbesondere in Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei — die Ansicht vertreten, das stalinistische Modell sei eine genuin sowjetrussische Angelegenheit, die den ostmitteleuropäischen Ländern nach dem II. Weltkrieg aufoktroiert worden sei.1 Die Sowjetunion selbst sei durch die forcierte Industrialisierung der 30er Jahre in die Lage versetzt worden, eine Weltmachtposition zu erlangen und nach Ostmitteleuropa zu expandieren. Diese Weltmachtposition sei zugleich geeignet, ihr über die negativen Folgen der eingeschlagenen Industrialisierungsstrategie hinwegzuhelfen.
Publication details
Published in:
Rytlewski Ralf (1989) Politik und Gesellschaft in sozialistischen Ländern: Ergebnisse und Probleme der Sozialistischen Länder-Forschung. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 335-350
DOI: 10.1007/978-3-663-11066-8_15
Full citation:
Mänicke-Gyöngyösi Krisztina (1989) „Sind Lebensstile Politisierbar?: Zu den chancen einer "zivilen" Gesellschaft in Ost- und Ostmitteleuropa“, In: R. Rytlewski (Hrsg.), Politik und Gesellschaft in sozialistischen Ländern, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 335–350.