Explorations

Future Paths of Phenomenology

1st OPHEN Summer Meeting

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215982

Selbst-Thematisierung des Gesellschaftssystems

Niklas Luhmann

pp. 89-127

Abstract

In der klassischen Reflexionsphilosophie war der Reflexionsbegriff prozessual an die intentionale "Bewegung" des Denkens und substantiell an die Vorstellung eines im Denken des Denkens sich selbst bestätigenden Subjekts gebunden gewesen. Die Kategorie der Reflexion wurde von diesem Träger-Begriff her definiert, also von Zurechnungsinteressen her bestimmt (1)*. Die Frage, wer reflektiert, War im Reflexionsbegriff schon mitbeantwortet, nämlich das Subjekt. Das Subjekt ist zunächst das, was sich im Denken des Denkens als Identität durchhält, dasjenige, was das Denken des Denkens als Nichtwegdenkbares verbindet. Dafür hatte man in der frühen Neuzeit den Begriff des Zu-Grunde-Liegenden rezipiert, nämlich aus einem vordem rein objektiven Kontext herausabstrahiert. Das Subjekt ist also keineswegs der Mensch (oder der Unmensch?) mit allem drum und dran. Ungeachtet dessen, was unter dem Titel des Subjekts zu denken ist, verfällt eine soziologische Verwendung dieses Terminus immer wieder einer Anthropologisierung. Dem Subjekt wird dann Sprache und Freiheit oder Anspruch auf Freiheit zugeschrieben, es soll tunlichst emanzipiert werden, partizipieren können, repräsentiert werden — so als ob diese römischen bzw. mittelalterlichen Begriffe den Rang dessen erreichen könnten, was unter dem Titel Subjekt gedacht worden ist.

Publication details

Published in:

Luhmann Niklas (2005) Soziologische Aufklärung 2: Aufsätze zur Theorie der Gesellschaft. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 89-127

DOI: 10.1007/978-3-663-11447-5_5

Full citation:

Luhmann Niklas (2005) Selbst-Thematisierung des Gesellschaftssystems, In: Soziologische Aufklärung 2, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 89–127.